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6/27/2006

Raum-Tennis

"1891 brachte James Gibb von einer Geschäftsreise aus den USA bunte Zelluloid-Bälle mit. Von nun an verdrängte der Begriff Ping Pong, welcher 1878 erstmals vereinzelt wegen der Geräusche des Balls auftauchte, zunehmend die Bezeichnung Raum-Tennis"

Krolitzen hatte schon seit jeher - und angeblich lernten wir uns in einem Sandkasten während eines Stellungskrieges der verhärteten Sandburgenfronten kennen - ein Faible für a) Historisches, b) Sakrales und c) Entstelltes. Heute blieb er also ganz seiner Linie treu als er während einer fast regulär verlaufenden Partie die eigene Aussichtslosigkeit auf einen Sieg erkannte. Mit einem harten Stoß entfernte er die Böcke unter unserer provisorischen Tischtennisplatte, erschlug beinahe das Canin und statierte: "Kein Bock". Fortan wolle er lieber gegen die Wand spielen - die sei ein fairer Gegner und mir außerdem Spieltechnisch weit überlegen. So grub ich meine Sandkastendiplomatie aus mir der ich schon damals manchen ungleichen Kampf für mich gewinnen konnte. "Krolitzen", sagte ich. "Krolitzen. Lass und doch Raum-Tennis spielen, da verlier ich eh. Das haben schon die Malawi-Inka während der rituellen Kinderopfer gespielt. Weil das ja klar ist." Sein teuflisches Grinsen erklärte mich erfolgreich. Ich hatte zuvor sichergestellt, dass sich keine hauseigenen Kinder mehr im Hof befinden und also keinerlei Gefahr bestand und erklärte Krolitzen er sei fortan Lloque Yupanqui , Inkaherrscher um 1260. Das Spiel ging folgendermaßen: Jede Wand darf getroffen werden, der Ball maximal einmal den Boden berühren. Wer ins Nutella trifft bekommt acht Punkte. Lloque Yupanqui brachte vollen Körpereinsatz während ich ruhig seinem Treiben zusah. Von mir nahm er fortan keine Notiz mehr. Fünf Minuten später floss sein Schweiß in Strömen. Yupanqui brach zusammen. Ich legte ihn in die Badewanne, drehte das kalte Wasser auf und schloss die Tür. Seither habe ich viermal Barbarella gesehen.