Komm, wir gehen noch die Strasse lang, wo die Nutten immer stehen

Bei Tisch hatte er, unter dem Vorwand, „die Asiaten kennen eh nix anderes“, sämtliche Manieren sowie sein Essbesteck fallengelassen, und sich schlürfend und schmatzend aus seinem und – zu meinem Leidwesen – auch meinem Teller bedient, während er mit übervollem Mund gleichermassen anzügliche wie unverständliche Bemerkungen über die Bedienung blubberte.
Nachdem er sich pöbelnd über meinen Geschmack und den des Essens, die Einrichtung des Restaurants, die Zubereitung Asiatische Speisen im allgemeinen und seiner sauteuren „Pekingente für vier Personen“ im besonderen mokiert hatte, und mit einem mitgebrachten roten Edding 3000 alle Rechtschreibfehler in der liebevoll handkalligraphierten Karte dick angestrichen hatte, liess er es sich nicht nehmen, dem Ganzen die Krone aufzusetzen, indem er eben jenen Satz beinahe beiläufig, aber eine Spur zu laut, beim Verlassen des Lokals äusserte:
„Komm, wir gehen noch die Strasse lang, wo die Nutten immer stehen!“
Ja, klar.
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