ein loft, zwei bmx und ein ganzer haufen marillenknödel. wien brennt!

5/21/2006

Verlotterter Fleischling

Varianten-Schönbergs Tischtennisspiel gehört zum Phantasielosesten, was mir bisher untergekommen ist. Seine Angaben sind von einer derartigen Variationslosigkeit, dass man mitten im Spiel anfängt, wegzudämmern, und an Schlagvarianten könnte vermutlich Thomas Klestil noch aus dem Grabe heraus meinen Kollegen um Längen schlagen.
Trotzdem entwickelt Schönberg einen geradezu verbissenen Ehrgeiz, wenn er seinen Presspappe-Moosgummi-Schläger in der Hand hält, der jedesmal noch angestachelt wird, wenn ich kurz einnicke und mir infolge dessen ein Fehler unterläuft. Es ist ansonsten wie bei allen Spielen: Schönberg erfindet nach belieben Regeln und verleugnet bestehende, sogar solche, die er erst Sekunden zuvor aufgestellt hat, um aus seinem beinahe spastischen Rumgehampel das meiste Kapital zu schlagen. So hat Schummelberg, zumindest in seinen Augen, sogar schon ein paar mal gegen mich gewonnen.
Nach einem Tag mit zu viel Bewegung an der frischen Luft und zu wenig Wissensvermehrung hat mich Schönberg dazu überredet, als Mitternachtssnack eine Pizza zu besorgen. Auf dem Weg in die Innenstadt verabschiedete sich dann allerdings mein Vorderradventil, und Schönbergs schadenfrohes Gelächter verstummte erst, als ich ihm die Tragweite des Geschehenen verdeutlichte: unser nun deutlich eingeschränkte Bewegungsradius liess eigentlich nur noch den Dönermann im Westbahnhof als Kalorienquelle in frage kommen. Der allerdings versteht sein Handwerk, und wir bekamen zwei unerwartet gute Hüner-Kebabs. Dann allerdings nahm das Unheil seinen Lauf. Beim letzten Bissen gab Schönberg einen erstickten Würgelaut von sich, und ich machte den Fehler, ihn zu fragen, was los sei. Ja, er habe soeben ein verdorbenes Stück Fleisch gegessen, und sich beim Versuch, es wieder auszuwürgen daran verschluckt. Jetzt habe er sowohl im Magen als auch in der Lunge eine rapide Wachsende Salmonellen-Kultur. Sofort wollte er sich auf den Boden legen (man erinnere sich an die Episode mit dem Cutter), besann sich angesichts der Flächendeckenden Glasscherben allerdings dazu, zunächst nach hause zu fahren, bevor er sich seiner hypochondritis so richtig hingab. Jetzt sitzt er mir gegenüber, jammert und stöhnt, wärend er sich durch die Internetseiten seiner Lieblingsetablissements klickt, und wartet anscheinend nur darauf, dass ich ihn frage, ob wir nicht ins Krankenhaus fahren sollten. Zum Glück ist der Handyempfang in unserer Wohnung so schlecht, sonst hätte er wohl schon längst - mal wieder - die Rettung gerufen.