ein loft, zwei bmx und ein ganzer haufen marillenknödel. wien brennt!

5/22/2006

Scheingewerbe - Gewerbeschein

Schönberg ist - leider - heute in den frühen Morgenstunden zurückgekommen. Mitgebracht hat er die übliche Strohrum-80-Fahne und einen stumpf-zwielichtigen Aushilfsjob. Wir verbrachten den heutigen Nachmittag damit, 60000 Postwurfsendungen eines Hütteldorfer Erotik-Fachversands handschriftlich zu adressieren, die Einlagen zu falten, Briefmarke und Umschlaggummierung sorgfältig feuchtzulecken (darauf legt der Auftragsgeber besonderen Wert. Irgendwas mit Fetisch).
Während wir uns die Finger wundfalteten, wuchs in meinem werten Kollegen die Begeisterung für solcherlei Beschäftigungen. Klar, genau sein Niveau. In seiner sonst so beschränkten Phantasie erblühten ganze Firmenimperien mit namen wie "Konfettistanzerei Schönberg" oder "Wiener Kugelschreiberendmontage (WKSE)" oder auch "Schönberg - wenn's schnell und billig sein muss", er entwarf komplexe Business-Pläne und steigerte sich ganz nebenbei in seine seit einem Artikel in der "Zeit" gehegten Consultant-Träume hinein.
Mit diesen in Schönbergs ganz eigener sonor-schnoddrigen Stimmlage vorgetragenen Zukunftsvisionen, in der auch ich als Sidekick immer wieder einen Auftritt hatte, nahm mir der unliebsame MB das letzte Fünkchen Motivation und Selbstachtung, und machte damit die stundenlange Falt-Leck-Orgie zu qualvollen Tortour.
Jetzt müssen wir die fertigen Briefe bis morgen früh in unserer gebrauchten Unterwäsche lagern. Schönberg hat, übereifrig wie er bei solchen Dingen ist, das ganze missinterpretiert, und sitzt mir jetzt mit seiner von 30000 Briefumschlägen absurd geweiteten Feinrippunterhose gegenüber. Gerade versucht er zum x-tausendstenmal, eine Subhonorarnote an unseren halbseidenen Auftraggeber in korrektem österreichischen Beamtendeutsch zu formulieren. Keine leichte Aufgabe für einen, der schon mit simplen Subjekt-Verb-Objekt-Konstruktionen seine liebe Not hat.