ein loft, zwei bmx und ein ganzer haufen marillenknödel. wien brennt!

4/08/2006

Der Anti-Krolitz

Alles fing damit an, dass Schnäuber Krolitzen einen Teller "Penne al Funghi" verschmähte. "Die lamellenartige Struktur gefährdet mein Inneres", brachte er mir damals bei. Es ist ein paar Wochen her, ich tat es als einen erneuten Versuch seinerseits ab, mir möglichst widrige Lebensumstände zu bereiten. Heute belehrte er mich eines Besseren. Krolitzen, der schon von Kindesbeinen sakrale Neigungen zu kultivieren pflegt, meinte bereits morgens er spüre etwas "Raumzeitliches" in sich, und es heisse "ganz bestimmt nichts Gutes", wenn er das spüre. Schnell verschwand er in seine Schmollecke um in einem mehrstündigen Prozedere aus seinen Stoffsäckchen und Hofer-Tüten bizarr-verstaubte Bücher hervorzukramen. Er rief immer wieder "es ist der achte April", womit er zweifellos recht hatte. Ich entschied mich dem scheinbar Entgleisten einige Stunden ruhe zu gönnen und hoffte seine Sinnesstörung sei bloß mangels Sonnenlicht entstanden, da Nachtmensch Krolitzen wie bekannt die Tage im Bette und die Nächte. Nun gut. Er verbringt sein ganzes Leben dort, mal so, mal so. In der Bibliothek las ich Stephen Hawkings neueste Forschungen über die Natur der Dinge und im Ikea stapelte ich einen Salatteller meterhoch um mich vor Vitaminmangelerscheinungen zu schützen - sonst verlief alles weitere recht ereignislos. Bis auf den Hernn Kollegen.
Als ich zurück ins Studio kam war schon von weitem ein sonderbarer Lärm zu hören. Die Menschen machten einen sichtbaren Bogen um unser Domizil. Ich lugte vorsichtig durch die Tür. Ein völlig entkleideter Krolitzen stand dort, in der Mitte des Raumes. Auf dem Kopf einen Ufo-artigen Schirm gegen den er abwechselnd mit einem Löffel und einem scheinbar unter Spannung stehenden Stromkabel schlug. Es blitzte lustig und Krolitzen schrie mit erregter Stimme auf wenn ihm die Blitze Schmerzen berieten. Vor sich auf dem Boden lag eines dieser Bücher die er Tags zuvor aus der Bücherei entlehnt hatte - irgendein Mittelalterschundroman. Er schien daraus sinnfrei zu zitieren. Schlug. Schrie. Sein sonst recht mutiges Kaninchen lag völlig verängstig unter einem Stapel herausgerissener Blätter (ich war froh, dass er es nicht bereits geschächtet hatte). Die Prozedur dauerte weitere fünf bis zehn Minuten in denen er mitunter heftig auf den Boden stampfte. Dann war er plötzlich still. Unter dem "Schirm" holte er ein Stück Fleisch hervor. Ja, es war eindeutig ein paniertes Wiener Schnitzel. Von dem mehrminütigen Akt schien es recht unbeeindruckt und der Kollge sah etwas enttäuscht aus. Er warf es dem Hasen zum Fressen vor, der es ebenfalls verschmähte, setzte den blöden Hut ab und zog sich wieder etwas an. Seither haben wir nicht miteinander geredet.

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Kaninchen?...KA-NIN-CHEN?! Is' jetzt das ein Seitenhieb auf harmlose Menschen, die sinnfrei Namen mit Getier assoziieren oder hat der wirklich was mit den Viechern am Hut (oder sollte ich schreiben am Lampenschirm)?

4/10/2006 12:39:00 AM

 

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