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4/08/2006

Die Schönberg-Konstante

Schönberg scheint die fleischlose Ernährung nicht gut zu tun. Sein ohnehin labiler Geisteszustand verschlechtert sich rapide. Heute hat er ein kariertes Stück Papier, der horizontalen Teilung folgend, in dünne Streifen zerschnitten, die er dann, mit winzigen Jahreszahlen versehen, auf dem Estrich mit Zahnpasta zu einem "Zeitstrahl" zusammenklebte. Darauf, so behauptet der bekennende Bizarrist Schönberg, mit einem Alu-Lampenschirm auf dem inzwischen kahlrasierten Schädel, könne er sich vorwärts- und rückwärts durch die Zeit bewegen. Seit etwa zwei Stunden ist er im Spätmittelalter, und reagiert nur noch, wenn ich ihn mit "Eure Magnifizenz" anspreche. Alle paar Minuten klopft er mit einem alten Wasserrohr, das er ganz hinten im Keller gefunden hat, auf den Boden, um ein Raum-Zeit-Fenster zu öffnen, durch dass er mir dann, mit sehr lauter Stimme, neueste "historische Erkenntnisse" übermittelt. So sei die Spanische Armada in wirklichkeit eine harmlose Fischfangflotte gewesen, mit der der damalige Spanische König PhilippII eine Hungersnot in Kallabrien lindern wollte, und Luther habe auch nicht 95 sonder 96 Thesen angeschlagen. Die Pest sei eine Erfindung der Katholischen Kirche... Was er aus der Zeit von 1600 bis 1945 zu berichten hatte, blieb mir erspart, da ich den Mittag in der Uni, der Bibliothek und auf einen leckeren Salat bei IKEA verbrachte. Ich werde versuchen, meinem verwirrten Kollegen bei nächster Gelegenheit ein paar Brocken rohes Fleisch einzuflößen, in der Hoffnung, dass ihm tatsächlich nur essentielle Aminosäuren und nicht etwa ein paar Tassen im Schrank fehlen. Mmmmh, jetzt ein Schnitzel...