ein loft, zwei bmx und ein ganzer haufen marillenknödel. wien brennt!

4/07/2006

Schönbergs Visionen

Chefparanoiker Schönberg sollte sich nicht so viel auf Verschwörungstheorieseiten im Internet tummeln. Kann er auch nicht mehr. Er hat dem Medium komplett abgeschworen. Warum? Es könnte schliesslich jeder seine hochsensiblen und sicherheitsrelevanten Daten sammeln, Archivieren, und in dem uns laut Noatradamus Schönberg unausweichlich bevorstehenden Neofaschistoiden System gegen ihn verwenden. Gut, ich gebe zu, der aus Überzeugung kleinkriminelle Schönberg hat eine Menge Dreck am Stecken, aber was ein fiktives Terrorregime mit der Information anfangen soll, dass er sich schon seit Jahren bemüht, weitere Chiquita-Bananenkostüme in allen Grössen zu Phantasiepreisen auf Ebay zu ersteigern, ist mir vollkommen schleierhaft. Auch die Aktfotoserie, die er neulich beim "Atelier Körperkunst" von sich hat machen lassen, auf deren Homepage unter "humoreskes" zu finden, würde ihm schlimmstenfalls zu mildernden Umständen verhelfen. Nichts desto Trotz, nachdem der Wahnsinnige formerly known as Schönberg vorhin sämtliche Bonuskarten, seinen Reisepass und versehentlich seine "American Express Gold" bei enormer Qualmentwicklung über einem Teelicht verbrannt hat, ist er jetzt dabei, die Markennamen aus all seinen Klamotten zu schneiden. Davor hat er versucht, sich die Haare mit Edding rot zu färben ("ich brauche eine neue Identität"). Vor etwa zwei Minuten hat er sich Taschentücher in die sowieso schon recht voluminösen Backen gesteckt ("Die neuen Überwachungskameras erkennen dich an der Gesichtsform"), die jetzt langsam durchweichen und in kleinen, weissen Zelluloseklümpchen ihren weg ins Freie finden, während Schönberg die Kellerwände mit Alufolie beklebt und mit seiner lächerlich verstellten Stimme versucht, mich zu überzeugen, es ihm gleich zu tun. Nicht aus Sorge um meine Sicherheit, versteht sich. Allein deshalb, weil er befürchtet, dass man über mich auf seine im Internet verbliebenen Daten stossen könnte.
Den Abend hat er sowieso verdorben, indem er S., die uns ins "Bricks" begleitet hatte, Stundenlang mit aufgesetzter Klaus-Bednarz-Stimme über die Rolle unserer Regierung in einer Globalen Verschwörung mit der Plattenindustrie zugetextet hatte, und sich auf dem Rückweg, im Flüsterton weiter fabulierend, an den Hauswänden entlangrobbte. Jaja, die Spionagesatelliten. Bei jeder grünen Fussgängerampel hielt er inne, bis sie gerade auf Rot schaltete, und rannte dann in gebückter haltung vor den Anfahrenden Fahrzeugen vorbei, um etwaige Verfolger abzuschütteln.
Ich hoffe, die Paranoia legt sich bald wieder. Sonst weiss ich nicht, wie ich meinen extravaganten Lebenswandel weiterfinanzieren soll. Muss schnell bei Ebay vorbeischauen, und noch ein Chiquitabananenkostüm einstellen.