Heute morgen gegen drei Uhr sind Schönberg und seine Gespielin unter größtmöglicher
Lärmentwicklung Richtung Deutschland aufgebrochen. Zusammen mit den von Tag zu Tag vorwurfsvoller werdenden Blicken, die mir das Kaninchen in unbeobachteten Momenten zuwirft (
warum nur?), war dieses
duo infernale eine wirkliche
Zerreißprobe für mein durch Schizo-Schönbergs persistierende Penetranz schon mürbes Nervenkostüm. Nicht, dass schon Schönbergs allmorgendliches, einem
penibel choreografierten, crescendierendem Eskalationsplan folgende Aufsteh-Zeremoniell als Solo jede noch so stabile Persönlichkeit zu spalten in der Lage wäre. Aber im
Duett mit seiner (zweifellos bezahlten oder doch zumindest um die ihr zustehende Aufwandsentschädigung betrogenen) Dirne sprengt er alle Dimensionen des Menschlich-Vorstellbaren. Allein schon der simple Vorgang des Wasser-für-den-Instantkaffee-Aufsetzens kann da schon mal
zehn bis fünfzehn Minuten dauern, im Verlaufe derer grob alle Gegenstände in der Küche einmal umgeräumt werden. Dass dabei zum Beispiel die Schöpfkelle in die Paellapfanne fällt gehört zum perfiden Konzept.
Dann nehmen die Herrschaften ihren Kaffee - orgiastisch schlürfend - zu sich, ein Prozedere, dass sich geschätzte 13 Minuten hinzieht (Was für ein Kaffee bleibt bitte so lange
heiss? Oder, anders gefragt, warum sollte man eine
eh schon kalte Plörre
schlürfen?).
Direkt im Anschluss wird das Bad blockiert, auf das mir, der ich bis zu diesem Zeitpunkt alle Hoffnung auf ein nochmaliges Einschlafen habe fahren lassen, selbst die
unschuldige Freude einer Morgentoilette so lange als möglich verwehrt bleibt. Dabei scheint Handlungsmaxime meines unerträglichen MBs, so viel Wasser wie möglich gleichmäßig auf dem Badezimmerboden, zwischen seiner Schmutzwäsche und, mit Vorliebe, auf meiner
Klolektüre (anspruchsvolles von Arch+ bis ZEIT) zu verteilen.
Unnötig zu erwähnen, dass dabei einerseits seine gesammelten
Schmuddelblättchen, die er, schamlos wie er ist, unter dem Waschbecken lagert, keinen Tropfen abbekommen, und er andererseits für seine, trotz Allem jedes Mal äußerst
unvollständige Körperpflege, regelmäßig
meine Hygieneprodukte verwendet um nicht zu sagen verschwendet. Seine unsägliche bessere Hälfte auf Zeit hat wenigstens auch auf seine zweifelhaften Heftchen keine Rücksicht genommen, ein schwacher Trost.
Aber, ich will nicht klagen, heute habe ich das zweistündige Zeremoniell zunächst das letzte Mal über mich ergehen lassen müssen. Nach einer letzten genauso unfreundlichen wie unnötigen Ermahnung Schönbergs, doch ja die Finger von seinem Instant-Kaffee (Word schlägt an dieser Stelle
„Instanz-Kaffee“ vor) zu lassen, schloss sich die Tür, und zurück blieben das Kaninchen, ich und:
Stille.Ich verbrachte die folgenden drei Stunden damit, das Schlachtfeld, das Schönberg und seine Holde beim Aufbruch zurückgelassen hatten, soweit einzudämmen, dass zumindest die Nachbarn nicht mehr im Vorübergehen tuschelnd auf unsere Wohnung zeigen, und den Rest des Tages mit süßem Nichtstun.
Dem Versuch, Schönberg einfach komplett aus meinem Leben auszublenden, liefen allerdings schlichte Tatsachen entgegen, so zum Beispiel seine an unserem Kleiderschrankprovisorium aufgehängten
zeltartigen Boxershorts, ein Gegenstand, den zu verräumen ich mich noch nicht durchringen konnte. Das verwunderlichste daran ist, dass
Pummelstumpen Schönberg mit seinen geschätzten einmeterachtundvierzig
Unterbüchsen trägt, aus deren Stoff man etwa derer drei für meine Wenigkeit schneidern könnte, und dann noch genug für eine
Sockenhandpuppe übrig hätte. Jetzt könnte man dem Herrn natürlich einen besonders potenten Fortpflanzungsapparat unterstellen, wenn allerdings die alte Bauernweisheit, die Zusammenhänge zwischen Fuss- und Schwengelmaßen sieht, auch nur ein Fünkchen Wahrheit birgt, hat Grösse-34-Träger Schönberg... was schreib ich hier eigentlich?